Kapitel 16 Fahrt in Mattis „Chefomobil“ (Ausschnitt)
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Nun, wir hatten ja Zeit. Dunkel würde es erst sehr spät werden und auch nur für wenige Stunden, dank der sommerhellen finnischen Nächte. Nachdem ich auf Fridolins Bitte hin das Fahren übernommen hatte, trockneten auch bald die Schweißtropfen auf seiner Stirn, und er entspannte sich. Stante pede griff er nach seiner Mundharmonika. So kam ich ebenso wie Claudia, Tommi und Silkchen in den Genuss eines Solokonzertes: „Frittolin“, hätte Matti, wenn er dabei gewesen wäre, die Situation sicher später in der ihm eigenen Art beschrieben, „Frittolin blies seine Bäcklein auf, hielt Blechorgel vor Mund und machte Töne. Musik klang wie … na ja, weiß nur Frittolin, was er hat gespielt.“
Bei unserem Eintreffen an Päivis und Mattis mökki war vom Gefährt des besagten Herrn weit und breit noch nichts zu sehen. Wie kam dieses? Wir machten uns Sorgen. Die beiden finnisch-deutschen Zwillings-Chaoten waren doch aus der Pole-Position abgedüst, deutlich früher als wir. Zudem kannte Matti die Standorte sämtlicher Radaranlagen auf der Strecke auf den Meter genau ‒ und ich wiederum Mattis Fahrstil.
Nun, es war gegen 21 Uhr, als die beiden Herren vor dem mökki aus ihrem fahrbaren Untersatz stiegen, aufgeräumt und gut gelaunt. Was sofort auffiel: Ihre Schuhe und Hosenbeine waren völlig schlammverdreckt. Päivi und Claudia in bilateraler Einigkeit schauten ihnen etwas verdrießlich entgegen. „Wo bleibt ihr denn?“ Claudia grollte.
Jens warf ihr einen hoheitsvollen Blick zu. Allerdings wurde der stolze Eindruck durch eine Unzahl roter Punkte und Kratzspuren getrübt, die sein Gesicht zierten. „Wir haben noch Bären und Elche gesucht! Und auch gesehen!“ Und als er die ungläubigen Mienen der Zuhörer bemerkte, ergänzte er etwas bescheidener: „Jedenfalls fast.“ Matti schaltete sich ein. „Habe ich kleinem Jenslein Wald gezeigt, du weißt schon, Päivi, auf anderer Seite von ‚Suojärvi‘ (wörtlich: ‚Sumpfsee‘). Sind sich dort oft Elche, aber …“ ‒ Er schielte vorsichtig Richtung Jens ‒ „… keine Bär. Haben wir aber in Autoradio gehört Warnung. Bär läuft rum in Lapeenranta.“ (Anmerkung: Stadt in Ostfinnland) Er sah, dass ihm niemand glaubte und machte ein beleidigtes Gesicht. „Ist wirklich so!“
Da erhielt er überraschend Unterstützung von Päivi. Sie nickte, wenn auch ungnädig. „Das stimmt diesmal wirklich, ich habe es auch gehört“, meinte sie in perfektem Deutsch zu uns. Dann wendete sich sich wieder ihrem Gemahl zu. Ihre Stimme lief jetzt mit erhöhter Drehzahl und entsprechend größerer Lautstärke. Sie deutete auf Mattis und Jens‘ Schuhe und Hosen. „Und mit diesen Kleidern seid ihr im Sumpf gewesen?! Bist du verrückt geworden, Matti? Warum habt ihr nicht erst Gummistiefel geholt?“
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